3. SONNTAG im Jahreskreis
EVANGELIUM nach Lukas (1,1-4; 4,14-21)
Der Evangelist Lukas ist ein gebildeter, griechisch sprechender Mann, der das Geschehen mit Jesus von Nazareth neu schreiben will. Aber nicht aus historischen und wissenschaftlichen Interessen. Wie es damals üblich war, eröffnet er sein Werk mit einer Widmung an Theophilus, einen wichtigen Freund oder Bekannten, der den christlichen Glauben schon kennen gelernt hat. Mit seiner Schrift will Lukas seinen Glauben an Jesus stärken und vertiefen.
Der griechische Name Theophilus heißt übersetzt: „Gottes-Freund“. Bibelwissenschaftler weisen darauf hin, dass Lukas sich mit dem Namen Theophilus nicht an einen ganz bestimmten Mann wendet, sondern an jeden Freund Gottes, um seinen Glauben auf ein gesichertes Fundament zu stellen. Und in einer der ersten Szenen vom öffentlichen Auftreten von Jesus, fasst Lukas schon zusammen, wer dieser Jesus eigentlich ist und was er will.
Nach seiner Taufe, wo Jesus erfahren hat, dass er „geliebtes Kind“, Sohn des Vaters ist, kehrt er in seine Provinz Galiläa zurück und predigt dort in den Synagogen. Anscheinend mit Erfolg. Man redet schon in der ganzen Gegend mit Bewunderung und höchster Achtung über ihn. So kommt er auch nach Nazareth, wo er aufgewachsen ist, geht dort, wie immer am Sabbat, in die Synagoge. Dort darf er aus der Bibel, aus dem Buch des Propheten Jesaja, vorlesen. Hier ist die Rede von einem, der von Gott gesandt und beauftragt wird, den Armen eine gute Nachricht von Gott zu bringen, Menschen sehend zu machen, sie aus ihrer Unfreiheit herauszuholen und ihnen die Erfahrung machen zu lassen, dass Gott sich ihnen zuwendet und für sie da ist.
Darauf warten die Zuhörer von Jesus schon lange. Das haben sie schon oft gehört. Aber nun macht Jesus eine Aussage, die alle überrascht und in Staunen versetzt: All das, was im Buch des Propheten Jesaja versprochen wird, geht jetzt, heute, in Erfüllung: „Gottes Geisteskraft hat von mir Besitz ergriffen. In mir, durch mich, wirkt Gottes Kraft. In mir wendet Gott sich mit seiner Liebeskraft euch zu. So will er in eurem Leben heilend wirken.“ So versteht Jesus sich selbst, das will er für sie sein, das betrachtet er als seine Aufgabe. Er fühlt sich von Gott selbst ergriffen, begeistert. Und seine Zuhörer spüren es in seiner Predigt. Jesus hält nicht ein kluges und gescheites Referat. Was er sagt, kommt aus seinem tiefsten Inneren. Gott spricht sie an!
Diese unerhört kühne Behauptung von Jesus will der Evangelist Lukas mit seinem Evangelium unter Beweis stellen, indem er die Worte und Taten von Jesus erzählt, erklärt und darstellt. Das ist die Bedeutung von Jesus für die Menschen von damals und für alle, die an ihn glauben, auch für uns heute. In diesem Werk, in diesem Evangelium kommt ein Jesus auf jeden und jede von uns zu und sagt: „Gott meint es gut mit dir! Du bist ihm wichtig!“
Wenn ich das wirklich verstehe, wenn das tief in mich eindringt und mich innerlich berührt, dann wirkt das befreiend, erlösend. Es lässt mich aufatmen. Es vertreibt meine tieferen Lebensängste, meine Unsicherheiten in meinem Leben, mein Gefühl der Verlorenheit und und oft Aussichtslosigkeit. Es lässt mich mich selbst, meine Mitmenschen, diese Welt mit anderen Augen betrachten. Ich bin nicht mehr blind für die tiefere Wirklichkeit, denn ich bleibe nicht mehr an der Oberfläche hängen. Ich komme mir nicht mehr arm, und verloren vor. Mit so einem befreienden Gott hat mein Leben Sinn und Zukunft.
Mit seiner Nachricht von Gott macht Jesus uns sehend. Blind sind wir oft, wenn wir nur uns und unsere Probleme sehen, nur um uns selber kreisen, wenn wir unsere Augen voreinander schließen. Blind sind wir, wenn wir in unserem Leben Dingen nachjagen, die sich eigentlich nicht lohnen, weil sie nur vorübergehend befriedigend und sehr vergänglich sind. Jesus öffnet unsere Augen für die wahren Lebenswerte und Lebensziele. Das passiert, wenn die Worte und die Botschaft Jesu mich wirklich bis ins Herz treffen und berühren.